Luft nach oben

Das Skigebiet Ebenalp ist in St.Gallen nicht sehr bekannt, obwohl es das nächstgelegene Skigebiet der Stadt ist. Im Winter liegt dort noch oft viel Schnee – die Betreiber profitieren von einem «Kühlschrank».

Es ist Morgen, die Piste ist noch hart. Von der Bergstation der Ebenalpbahn geht es über den Bergrücken steil hinunter Richtung Gartenwald, auf der mit schwarzen Schildern markierten Piste. Zum Aufwärmen genügen ein paar kurze Schwünge. Und eine Verschnaufpause kommt auch wegen der Aussicht nicht ungelegen: Der Föhn hat die Wolken weggeblasen, die Sicht ist an diesem Frühjahresmorgen nun so gut, dass man den Bodensee sieht. Die Tage zuvor war es eiskalt, und es gab Neuschnee im Alpstein. Heute aber übersteigt die Temperatur auch auf der Ebenalp die Nullgradmarke. Traurig für den Winterfan, aber nicht beunruhigend für die Betreiber des grössten Skigebiets im Alpstein. Denn trotz Klimawandel und wärmer werdenden Wintern denkt man nicht daran, den Winterbetrieb aufzugeben. Im Gegenteil: Bei der Luftseilbahn Wasserauen-Ebenalp AG ist man vom Ganzjahresbetrieb überzeugt. Man wolle den Skisport fördern und vielen Gäste die Möglichkeit bieten, in der Nähe Wintersport zu betreiben.

ZEHN RELATIV UNBEKANNTE KILOMETER

An gewissen Frühlings-, Sommer- und Herbsttagen verzeichnen die Betreiber der Ebenalpbahn hervorragende Zahlen. Aescher, Wildkirchli und Seealpsee sind ein Besuchermagnet, der Menschen aus aller Welt anlockt. Im Winter hingegen zeigt sich ein anderes Bild. «Beim Wildkirchli und am Seealpsee herrscht je nach Schneelage hohe Lawinengefahr», erklärt Jan Fässler, der beim Skigebiet Ebenalp Horn für das operative Marketing zuständig ist. Grundsätzlich sei das Appenzellerland eher als Sommerdestination beliebt und weniger für Winteraktivitäten bekannt. Obschon laut Fässler attraktive Angebote zur Verfügung stehen: Das Skigebiet Ebenalp hat insgesamt sieben Anlagen, wobei zwei Schlepplifte oben auf dem Bergrücken stehen. Auf zehn Pistenkilometern geht es die Hänge hinunter. Die Ebenalp ist mit circa 35 Autominuten Entfernung das nächstgelegene Skigebiet der Stadt St. Gallen. «Für Städter lohnt sich ein Besuch auch für einen halben Tag, um den Kopf auszulüften», wirbt Jan Fässler.

IM TAL LAUFEN DIE LIFTE ÖFTER

Das Skigebiet mit der Talstation in Wasserauen sowie Schleppliften in der Schwende und auf der Ebenalp ist nicht gerade ein hoch gelegenes Gebiet. Konkret liegen die Talstationen auf 868 Metern über Meer, der höchste Punkt erreicht circa 1700 Meter über Meer. Trotz der teils warmen Winter kommen die Ebenalp-Lifte immer noch – und wohl auch in Zukunft – auf mehrere Dutzend Betriebstage pro Jahr. Wie dem Geschäftsbericht 2020 zu entnehmen ist, reichte es in jener Saison trotz Corona für 62 Betriebstage auf dem Berg und 75 Tage im Tal, am Horn. Also mehr Betriebstage im Tal? «Die Bedingungen an dieser Talflanke sind sehr günstig», sagt Jan Fässler. Zum einen wirke der schattige Hang wie ein «Kühlschrank», zum anderen könne die Piste effizient beschneit werden. «Für den Kunstschnee verwenden wir Wasser aus dem Bach, der vom Alpstein hinunterstürzt und schon selbst relativ kalt ist», erklärt Fässler. Von den guten Schneebedingungen profitieren auch die Skiclubs des Appenzellerlands und der näheren Umgebung, die dort zu Trainings kommen. Die Förderung des Nachwuchses sei ohnehin ein wichtiges Standbein des Skigebiets. Den Kindern stehen kurze Übungslifte zur Verfügung. Rasch können die Kleinen grosse Fortschritte machen. Die Pisten sind steil, und im Appenzellerland weiss man: «Wer auf der Ebenalp Ski fahren lernt, der getraut sich auf jede andere Piste.»