Das Team von Hugo Cozzio kümmert sich um den Verkehrsfluss in der Stadt: Er und seine Mitarbeitenden stellen sämtliche Signaltafeln an Strassen, Baustellen und Parkplätzen auf. Einmal pro Woche rücken die Männer mit Putzmitteln und Leitern aus.
Damit Autos, Lastwagen und Velos reibungslos aneinander vorbeikommen, kümmert sich bei der Stadtpolizei ein Spezialteam um Signaltafeln, Absperrgitter und Parkplatz-Kennzeichen. Das achtköpfige Team ist mit dieser Aufgabe allein für die Stadt St.Gallen ausgelastet. «Es gibt ständig zwischen 1500 und 1800 Baustellen in der Stadt», sagt Hugo Cozzio, Leiter Technik bei der Stadtpolizei. ln diese grosse Zahl sind auch private Umzüge eingerechnet.
TAFELN AUS DER EIGENPRODUKTION
Mit dem Signalisations-Team, das im Werkhof Waldau stationiert ist, kann die Stadtpolizei rasch auf neue Anforderungen reagieren. Muss es besonders schnell gehen, kann eine Signaltafel innert weniger Stunden produziert und aufgestellt werden. Im Werkhof, in der Halle für temporäre Signalisation, werden die Schilder eigenhändig gefertigt. Dafür bekleben Cozzios Männer Blech-Rohlinge, die bereits geformt, gebohrt und abgekantet in den Werkhof geliefert werden. Dem Team stehen die nötigen Folien und Filme sowie ein Plotter zur Verfügung. «Dank dieser Selbständigkeit fahren wir deutlich günstiger, als wenn wir Signale einkaufen», sagt Hugo Cozzio.
Die Fertigungstiefe im Werkhof reicht aber noch weiter. Ein Angestellter kümmert sich als Schlosser um die Rahmen der Schilder: Er biegt Stahlrohre- und Profile zurecht, schweisst Gewindeklötzeauf die Rahmen oder bohrt Löcher durch die Bleche. Dafür steht dem Handwerker eine eigene Werkstatt mit Drehbank, Fräsmaschine, Bohrständer sowie Maschinen zum Schleifen, Schweissen, Pressen, Biegen und Sägen zur Verfügung. Gegebenenfalls bittet er seine Nachbarn um Hilfe. Gleich neben seiner Werkstatt sind in einer etwas grösseren Halle die Schlosser und Angestellten des städtischen Tiefbauamts beschäftigt. «Heute arbeiten wir unkompliziert zusammen», sagt Cozzio. Es sei ein «Geben und Nehmen», das «Gärtchendenken» gehöre vergangener Jahre an.
FEHLER SIND NICHT IMMER WITZIG
«Klar», gibt Hugo Cozzio zu, «auch wir machen Fehler.» Auch sie hätten schon Tafeln mit Rechtschreibefehlern oder mit falschem Datum ausgeliefert. Ein solcher Lapsus werde jedoch meist recht zügig per «Stadtmelder» beanstandet.
Kann man derlei Fehler noch mit einem Augenzwinkern sehen, können andere gravierende Folgen haben. Dann etwa, wenn eine Tafel am falschen Ort aufgestellt werde.
«Man stelle sich vor, es gäbe deswegen schwere Unfälle», sagt Cozzio. Die grosse Verantwortung ist auf mehrere Schultern verteilt. Bernhard Schnider ist als Fachspezialist Verkehrsprojekte ständig mit Cozzio im Austausch. Die beiden erfahrenen Verkehrspolizisten sprechen sich jeweils ab, wenn etwa ein Verkehrsregime geändert oder wenn ein neuer Grossanlass geplant wird. Bevor eine Tafel an einen neuen Standort kommt, schauen die Verantwortlichen auch immer zuerst vor Ort: «Es kann immer sein, dass etwa ein Strauch oder ein Baum die Sicht verdeckt.»
KLEBER, SPRAYS UND LEITERN
Hugo Cozzio, der zuvor 25 Jahre lang uniformierter Polizist war, sieht sich zuweilen mit Nachtbubenstreichen konfrontiert. Gerade an Freitag- oder Samstagabenden werden gerne einmal Tafeln verstellt oder Teile davon abmontiert. Auch da hilft der «Stadtmelder», und es dauert laut Cozzio selten lange, bis die Tafeln wieder an den rechten Platz gerückt wurden.
Zu schaffen macht den Männern auch das Verkleben von Signalen, sei es mit politischen Botschaften oder mit Fanbekundungen an einen Fussballverein. Das Entfernen von Klebern gehört mittlerweile zum Alltag, zur ständigen Aufgabe, des Teams. Die Mittel gegen derlei Verunstaltungen – Filzstifte und Sprays miteinbezogen – sind zahlreiche scharfe Lösungsmittel, 2,5 Meter hohe Leitern und viel Geduld der Angestellten, die wöchentlich nur für diesen Zweck ausrücken.
Die Corona-Krise hat auch das Team von Hugo Cozzio ausgebremst. Da zum Beispiel das OpenAir ausfällt, habe man Aufräumaktionen durchgeführt oder Schweissarbeiten vorgezogen. Ordnung ist offensichtlich nicht nur draussen auf den Strassen wichtig, sondern hat auch im Werkhof Priorität. Immerhin liegen hier hunderte Barrieren und tausende Signaltafeln herum. Und es kommen immer wieder neue dazu. Seit Anfang Jahr etwa gibt es aufgrund einer neuen Verordnung das neue Signal «Rechtsabbiegen für Radfahrer gestattet». Hugo Cozzio hält ein Schild in der Hand mit einem Männchen, das über den Fussgängerstreifen läuft. Das Männchen wird früher oder später einer Reform zum Opfer fallen: «Eine geschlechterneutrale Strichfigur wird die Zukunft sein.»








